der Verflechtung von Missions- und Kolo- nialgeschichte im heutigen Tansania stel- len. Die koloniale Infrastruktur ermöglich- te der Mission die Erschließung weiter Ge- biete in Ostafrika und gewährte Sicherheit Priorate der Missionsbenediktinerinnen weltweit. Quelle: Missionsbenediktinerinnen, Tutzing. im Land durch die Kolonialtruppen. Auch wenn das Missionspersonal Kritik am ko- lonialen System übte und an der Aufde- ckung von kolonialen Skandalen beteiligt war (vgl. Habermas 2016), bewegten sich die MissionarInnen im System des deut- schen Kolonialreiches, das von strukturel- ler Gewalt, Zwangsarbeit und einer dualen Rechtsordnung geprägt war. In Deutsch- Ostafrika befanden sich Plantagen für Kautschuk, Hanf, Baumwolle und Kaffee, welche eine große Anzahl von Arbeitskräf- ten benötigten. Die koloniale Wirtschafts- politik verfolgte daher das Ziel, durch die Erhebung einer Kopfsteuer möglichst viele Einheimische zur Arbeit auf „deutschen“ Plantagen zu zwingen (vgl. Conrad 2016). Der Widerstand gegen diese Steuerpraxis entlud sich im Maji-Maji-Aufstand (1905 –07), der als Krieg zwischen Widerstands- kämpfern und den Kolonialtruppen mehr als 300.000 Todesopfer forderte. Als Wendepunkt gilt die Schlacht bei Mahen- ge (29.–31.08.1905), die sich in unmittel- barer Nachbarschaft der Missionsstation Kwiro ereignete. Um den Aufstand zu be- enden, verwendete die Kolonialmacht die Strategie der „verbrannten Erde“ und ver- ursachte durch die Zerstörung von Dörfern und Feldern eine anhaltende Hungersnot. Die Nachwirkungen des Krieges waren für die Schwestern er- fahrbar, die 1908 in Kwiro eintrafen, gleichsam der gewaltsame koloniale Alltag, der sich gegen die indigene Bevölkerung richtete. Die Verkündi- gung der christlichen Botschaft vor diesem Hintergrund unterstreicht die Rolle der Missionarinnen „als trans- kulturelle Akteurinnen“, die „Zwi- schenWeltenLeben“ (Eckholt 2017): Sie stehen zwischen Europa und dem globalen Süden, zwischen der männ- lich geprägten Kirche und den einheimi- schen Frauen, zwischen kolonialer Gewalt und der Erlösungsbotschaft Christi. Mit der Rolle von Frauen in der Mission wird sich auch die IWM-Jahrestagung 2024 „Untold Stories – Women in Missi- on“ auseinandersetzen. Friederike Dillenseger Literatur: Antosch, Jan: Die Kolonie Deutsch-Ostafrika, 2004, https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/aus- senpolitik/die-kolonie-deutsch-ostafrika.html. Brendell, Anthony/Chishanu, Blessing/Prill, Thorsten (Hg.): Issues In African Mission History, 2023. Conrad, Sebastian: Deutsche Kolonialgeschichte, 3. Aufl., München 2016. Eckolt, Margit: ZwischenWeltenLeben – Missionarin- nen als transkulturelle Akteurinnen, in: ZMR 101 (2017) 2017, S. 46-63. Habermas, Rebekka: Skandal in Togo. Ein Kapitel deutscher Kolonialherrschaft, Frankfurt a. M. 2016. Hastings, Adrian: The church in Africa 1450 - 1950, 1. [print]., Oxford 1994. Walter, Sr. Bernita OSB: Von Gottes Treue getragen. Die Missionsbenediktinerinnen von Tutzing, Band II, St. Ottilien 1992. A U S F O R S C H U N G U N D L E H R E 13